Warum der Nachteilsausgleich nicht immer die beste Lösung ist
Sich drücken was das Zeug hält war mein oberstes Gebot während des Studiums. Ich habe an der Philipps-Universität Marburg Medienwissenschaften studiert und hatte äußerst tolerante Professor:innen und Kommiliton:innen. Ich musste nämlich während des gesamten Studiums nicht ein einziges Referat halten und konnte so meine mündliche Beteiligung komplett schriftlich ausgleichen.
Fluch und Segen zugleich
Damals fand ich meinen Nachteilsausgleich super. Ich musste meine Komfortzone nie verlassen und konnte alle Arbeiten schriftlich erledigen – was mir sogar Spaß gemacht hat. Ja, ich konnte mich sogar nicht nur vor Präsentationen drücken, sondern dank fehlender Anwesenheitspflicht bei den Mewis, konnte ich mich sogar an jeder Vorstellungsrunde zu Anfang des Semesters vorbei mogeln. Selbst die Verteidigung meiner Bachelorthesis durfte ich für meine Prüfer:innen vorab Zuhause filmen.
Damals war ich dem Nachteilsausgleich unendlich dankbar – heute bin ich immer noch dankbar, dass es solche Möglichkeiten gibt. Doch rückblickend muss ich feststellen, dass ich als ohnehin Vermeidungsstotterer, die gesamte Vermeide-Problematik während des Studiums meine Angst, mein Stottern insbesondere vor Gruppen zu zeigen, vervielfacht hat. Heute habe ich mit 29 Jahren kaum Präsentations-Übung und es kostet mich immer noch eine Menge Überwindung, selbst vor einer Gruppe Stotterer zu reden. Ich glaube, hätte ich mich damals hin und wieder getraut, einen Vortrag zu halten – auch wenn es vielleicht mit starken Blockaden und einem Tag Schämen verbunden gewesen wäre – wäre das heute anders.
Der Nachteilsausgleich – mein persönliches Fazit
Auch heute würde ich definitiv noch den Nachteilsausgleich bei der Dekanin meiner Universität anfordern. Doch heute würde ich ihn anders nutzen. Ich würde mich nicht vollkommen auf meinen Nachteilsausgleich ausruhen, sondern würde versuchen, mir kleine Herausforderungen zu setzen und mich nicht verstecken. Schließlich wusste ich, dass keiner meiner Kommiliton:innen ein Problem mit meinem Stottern hatte.
Wie ist eure Meinung zum Nachteilsausgleich? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Schreibt sie gerne in die Kommentare!
Alles Liebe,
Sabrina
Foto: David Lemanski
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Sabrina